Baden-Württemberg Markenprodukte: Sonderangebote spielen beim Einkauf immer größere Rolle
Jeder vierte Markenartikel wird momentan nur noch als Sonderangebot gekauft, sagt ein Heilbronner Handelsexperte. Hintergrund sind Preissteigerungen.
Markenhersteller von Lebensmitteln spüren die Auswirkungen der gestiegenen Inflation besonders deutlich, sagt Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn. Durch die gestiegenen Preise vergleichen die Kundinnen und Kunden mehr, warten gezielt bis ihr favorisiertes Produkt irgendwo im Angebot ist, so der Handelsexperte.
Das führt dazu, dass zurzeit 25 Prozent der Marken praktisch nur noch im Angebot gekauft werden. Bei manchen Kaffee- und Schokoladenmarken seien es sogar 60 bis 80 Prozent.
Viele Haushalte "haben kaum Rücklagen"
"Die Menschen müssen von ihrem Monatsgehalt über die Runden kommen", sagt Kortum im SWR-Interview. Durch die Teuerungen der letzten Jahre müssten viele noch mehr auf ihr Budget achten.
Wir dürfen nicht vergessen, dass circa die Hälfte der deutschen Haushalte kaum oder keine Rücklagen hat." Carsten Kortum, Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn
Apps und Prospekte helfen bei der Suche nach Sonderangeboten
Entsprechend stark hat die Suche nach Sonderangeboten zugenommen. Mal wird mithilfe von Prospekten, mal mit speziellen Apps verglichen. Dazu kommen die Apps der Discounter und Supermärkte selbst.
Kortum geht davon aus, dass die Prospekte auf Papier noch eine ganze Zeit lang existieren werden. REWE und OBI haben sie ganz abgeschafft, alle anderen großen Player haben sie bislang beibehalten. Man habe in Tests gesehen, dass man ohne Prospekte gewisse Kundengruppen nicht erreicht, so der Forscher.
Zudem sehe man bei den Apps schon eine recht hohe Abnutzung. Im Schnitt habe jeder Apps von fünf stationären Händlern auf dem Smartphone. Es sei die Frage, ob man die auch immer alle nutze, so Kortum.
Bald 50 Prozent Eigenmarken beim Discounter
Weniger etablierten Markenherstellern macht noch ein anderer Aspekt das Leben schwer. Die Inflation hat den Eigenmarken der Ketten weiteren Schwung verliehen. Kundinnen und Kunden, die bisher nur namhafte Hersteller gekauft haben, probierten zunehmend Eigenmarken aus.
Die haben dann festgestellt, dass die qualitativ voll okay sind, sie eine Menge Geld sparen und sind dabei geblieben." Carsten Kortum, Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn
Mittlerweile ist fast jedes zweite Produkt bei Lebensmitteln und Drogerieprodukten die eigene Marke des Händlers. Zwar gibt es auch viele Markenhersteller, die für die Ketten Eigenmarken produzieren, doch dabei ist die Marge grundsätzlich geringer. "Im Verkaufspreis wird die Marke in Form einer Markenprämie immer mitbezahlt", erklärt Kortum.
Was passiert eigentlich mit den süßen Osterhasen?
Auf Schnäppchenjagd sind Konsumentinnen und Konsumenten auch immer bei Saisonartikeln. Dazu gehören unter anderem die ganzen Süßigkeiten jetzt zu Ostern. Doch was passiert mit Schokohasen, Nougateiern und Co. nach dem Fest? Die Händler bestellen ihre Waren so, dass auch am Ostersamstag noch genug Vorrat für jeden Kunden da ist. Es werde ein gewisser Überschuss mit einkalkuliert, so Kortum.
Dieser Überschuss wird nach Ostern reduziert und abverkauft oder auch an die Hersteller zurückgegeben. "Dass diese eingeschmolzen und zu Weihnachtsmännern werden, ist nur ein Gerücht", sagt der Professor. Das wäre produktionsmäßig auch viel zu aufwendig.

Die Vollmilch-Schokolade von Lindt konnte unsere Experten nicht überzeugen.
Die richtige Menge an Saisonartikeln zu bestellen sei schon immer eine Herausforderung, so der Professor. Der Handel habe aber viel Erfahrung und mittlerweile helfe auch künstliche Intelligenz (KI) bei der Berechnung.
Sendung am Do., 24.4.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4