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Baden-Württemberg Krieg im Nahen Osten: Das beschäftigt Menschen in BW

Stand: 23.06.2025 21:06 Uhr

Am Montag hat der Iran einen US-Militärstützpunkt in Katar angegriffen - als Reaktion auf das US-Bombardement seiner Atomanlagen. Die Lage im Nahen Osten besorgt Menschen in BW.

Von SWR

Der Krieg zwischen Iran und Israel sowie seinen Verbündeten beschäftigt viele Menschen in Baden-Württemberg. Manche sorgen sich um Verwandte und Freunde, die unmittelbar vom Krieg betroffen sind. Andere fragen sich, welche Auswirkungen der Konflikt langfristig haben könnte. Drei unterschiedliche Schlaglichter:

Menschen sorgen sich um ihre Angehörigen

Iman Kharazi aus Konstanz beschreibt die Sorge um seine Familie im Iran: "Man muss immer warten und warten ist schwer", sagt er. Vor allem, wenn man Berichte über Angriffe in den Nachrichten höre. Dann nehme die Angst zu "und man ist außer sich vor Sorge". Deshalb versuche er, einmal am Tag seine Familie zu sprechen.

Vor Ort bestehe "eine Bedrohung von allen Seiten", beschreibt Kharazi die Situation. Die Menschen litten unter den Luftangriffen und den andauernden Attacken. Zugleich würden sich die Menschen auch vor der iranischen Regierung fürchten. Sie sei sehr aktiv geworden und es gebe viele Festnahmen, so Kharazi.

Aber auch Menschen aus dem Iran, die hier in Deutschland leben, fühlten sich hilflos und verzweifelt, berichtet er. "Sie hassen das Regime, aber zugleich ist es unser Land, das angegriffen wurde, und es sind iranische Menschen", sagt Iman Kharazi. Obwohl er seit 13 Jahren in Deutschland lebe, habe er dennoch dieses Gefühl.

So arbeitet die Hilfsorganisation STELP in der aktuellen Situation

Serkan Eren von der Stuttgarter Hilfsorganisation STELP befindet sich derzeit im Kriegsgebiet. Am Montag äußerte er sich von der türkisch-iranischen Grenze zur aktuellen Situation. Er hoffe, dass er die Grenze gleich überqueren könne. "Ich sehe hier Menschen, wie sie aus dem Iran kommen - und hier die Verwandten, wie sie auf sie warten. Das sind wahnsinnig emotionale Wiedersehensszenen, wie sie sich in den Armen liegen und teilweise weinen", sagt Serkan Eren.

Seine Aufgaben beschreibt er so: "Wir wollen Menschen helfen, die vulnerabel sind. Viele haben das Land schon verlassen - sind in Aserbaidschan, Armenien oder der Türkei. Aber alte Menschen, junge Frauen oder Menschen im Rollstuhl haben Angst. Ihnen wollen wir helfen, an die Grenze zu kommen."

Außerdem wolle man vor Ort Menschen helfen, die ihre Wohnungen und Häuser verlassen mussten, weil sie aufgrund von Angriffen nicht mehr bewohnbar seien. Oder weil sie in Gegenden wohnten, die Ziele des israelischen Militärs seien. "Wenn sie zu Evakuierungen aufgerufen wurden, leben sie oft in Zelten in Parks oder unter Pappe. Die möchten wir versorgen, denen möchten wir helfen", so Eren weiter.

Den aktuellen Einsatz beschreibt er als schwieriger und gefährlicher als andere Einsätze in Krisenregionen: "Hier fehlen Telefon- und Internetverbindungen. Wir können uns schwer koordinieren. Ich kann also nicht schnell jemanden erreichen." Und: Es gebe auch keine Warn-Apps - wie zum Beispiel in der Ukraine. "Wir sind hier relativ schutzlos", sagt Serkan Eren. Zugleich gebe es sehr viele Check-Points an den Straßen. Daher sei alles komplizierter als sonst.

Sorge vor wirtschaftlichen Auswirkungen in BW

Eine mögliche wirtschaftliche Folge des Kriegs zwischen Israel und dem Iran sind Einschnitte bei der weltweiten Ölversorgung. Es besteht die Sorge, dass der Iran als Reaktion auf die Angriffe Israels und die jüngsten US-Luftangriffe auf Atomanlagen des Landes die Straße von Hormus für den internationalen Schiffsverkehr blockieren könnte. Durch die Meerenge wird rund ein Fünftel der weltweiten Öl- und Gasproduktion verschifft. Würde dieser Transportweg abgeschnitten, hätte das weitreichende Auswirkungen.

Beim Wirtschaftsministerium in Baden-Württemberg heißt es dazu auf SWR-Anfrage: "Erhebliche Mengen des weltweiten Rohöls und LNG fließen durch die Meerenge bei Hormus. Daher wäre wohl mit höheren Energiepreisen und in der Folge dessen mit höheren Produktionskosten zu rechen." Laut einer Ministeriumssprecherin würden bei einer Sperrung der Straße von Hormus globale Lieferketten- und Frachtprobleme entstehen - "selbstverständlich mit Auswirkungen auch auf die baden-württembergischen Unternehmen". Wie genau diese ausfallen würden, sei noch unklar. "Aber gerade in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten wäre eine Blockade nachteilig für die sich in leichter Erholung befindliche Konjunktur im Südwesten", so die Sprecherin.

Sendung am Mo., 23.6.2025 19:30 Uhr, Landesschau Baden-Württemberg

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