
Baden-Württemberg Konklave beginnt: Erwartungen aus Oberschwaben an den neuen Papst
Am Mittwoch beginnt unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Konklave in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Welche Erwartungen haben oberschwäbische Katholiken an den neuen Papst?
Katholiken aus aller Welt schauen derzeit nach Rom. Ab Mittwoch findet das Konklave statt, ein neuer Papst wird gewählt. Auch in Oberschwaben sind viele Katholiken sehr gespannt, wann der weiße Rauch aufsteigen wird und damit klar ist, wer der neue Papst wird. Wir haben nach den Erwartungen und Wünschen an das neue Oberhaupt der katholischen Kirche gefragt.
Dekan Peter Müller: Papst Franziskus hinterlässt große Fußstapfen
Der verstorbene Papst Franziskus hinterlasse große Fußstapfen, so Dekan Peter Müller aus Bad Saulgau. "Er war ein Volkspapst, er hatte immer die Menschen im Blick, vor allem die Armen und Notleidenden." Wenn der neue Papst die Eigenschaften seines Vorgängers übernehmen könnte, seine Menschlichkeit, Offenheit und Herzlichkeit wäre das das Beste, so Müller im SWR-Interview. Gleichzeitig gelte es für den neuen Papst natürlich, seine eigene Persönlichkeit und sein Charisma einfließen zu lassen.
"Wichtig ist, dass er authentisch ist und das Herz am richtigen Fleck hat", sagt der Pfarrer der St. Johannes Baptist Kirche in Bad Saulgau. Dabei sei es auch vollkommen in Ordnung, wenn sich der Papst, so wie Franziskus teilweise, nicht immer strikt an das vatikanische Protokoll halte.
Es gibt immer Vorschriften. Man kann die Dinge so machen, man kann sie aber auch anders machen. Dekan Peter Müller, Bad Saulgau
"Wenn es einen besseren Weg gibt, der einfacher oder unkomplizierter ist, dann ist es doch nur gut und recht, wenn man nicht alles so macht, wie es vorgeschrieben ist", meint der Geistliche.
Dekane einig: Das Konklave wird etwas Zeit brauchen
Letzte Woche war Dekan Peter Müller noch im Rahmen einer Dekanatswallfahrt in Rom. Er gehe davon aus, dass das Konklave dieses Mal eine gewisse Zeit brauchen werde. Denn das Kardinalskollegium sei mittlerweile ziemlich bunt geworden, mit Kardinälen aus allen Teilen der Welt. "Daher werden sie sich erstmal zusammenfinden und kennenlernen müssen. Vielleicht müssen sie auch mal ein paar Wahlgänge machen und dann sehen, wohin die Tendenzen gehen. Dann werden sie aber doch hoffentlich relativ zügig einen Papst aus ihrer Mitte finden", so der Pfarrer.
Diese Einschätzung teilt auch Dekan Ekkehard Schmid vom Dekanat Allgäu-Oberschwaben. Er könne sich zwar nicht vorstellen, dass es allzu lange dauern werde "aber es wird sicher mehrere Tage dauern. Ich glaube, die Fragestellung ist schon sehr spannend: Wo sehen die Kardinäle die Haupt-Herausforderung der nächsten Jahre?", so Schmid gegenüber dem SWR. Er glaube aber auch, dass die Sondierungen der vergangenen Tage da bereits einige Weichen gestellt hätten.
Dekan Schmid wünscht sich Ausgewogenheit
Auch er würde sich wünschen, dass der neue Papst dem alten ähnelt. "Ich als Pfarrer fand seine spontane, originelle und authentische Art sehr sympathisch, weil sie einfach auch lebendig war." Wenn es jetzt mit einem neuen Papst wieder solider und erwartbarer werden sollte, werde es auch wieder ein Stück weit langweiliger, so Schmid. Er würde sich deshalb einen Papst wünschen, der den Weg des alten Papstes weitergehe. "Ich persönlich finde es sympathisch, wenn man merkt, dass da der Heilige Geist wirkt und Leben drin ist. Da können dann auch mal Fehler dabei sein." Denn Fehler würden passieren, auch in der Kirche, so der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Weingarten (Kreis Ravensburg).
"Ich finde, jeder Pfarrer und Geistliche braucht seine eigene Handschrift und muss auch Zeichen setzen, die bleiben", meint Schmid weiter. Manchmal gehöre da auch etwas Provozierendes, vielleicht auch etwas Irritierendes dazu, damit man zum Nachdenken komme.
Ich würde mir wünschen, dass die Balance stimmt. Dekan Ekkehard Schmid, Dekanat Allgäu-Oberschwaben
Bei Franziskus wäre die formlose Seite vielleicht ein bisschen zu stark gewesen. Aber wenn es zu blass wäre und jemand alles korrekt machen wolle, dann wäre kein Leben mehr drin, so Schmid. "Aber die Balance zu finden und den Mut, auch manches zu hinterfragen und auch zu sagen: Das ist mir zu nebensächlich und zu steif, das fände ich schon in Ordnung. Ich glaube, dass das auch die meisten erwarten, von der heutigen Art, Christ zu sein und das auch eine gewisse Freiheit ist", meint Dekan Ekkehard Schmid.
Katholischer Frauenbund zeigt sich ernüchtert
Im Hinblick auf das anstehende Konklave und die Papstwahl sei der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) der Diözese Rottenburg-Stuttgart schon ein bisschen ernüchtert, schildert Vorstandsmitglied Barbara Kunz. "Wir fordern ja schon seit 30 Jahren das Diakonat der Frau." Und da habe sich auch unter dem verstorbenen Papst Franziskus gar nichts getan. Er hatte eine Reform der Strukturen angestoßen, wirklich etwas verändert habe sich aber nicht.
"Was wir schon lange fordern, ist eine geschlechtergerechtere Kirche, in der die Teilhabe der Frau selbstverständlich ist. Was wir uns vom neuen Papst wünschen, ist eine größere Vision von Gottes Liebe." Und da würden die Frauen natürlich auch dazugehören, so Kunz im SWR-Interview. Die Kirche der Zukunft müsse sich fragen: Was ist ihre Sendung? Wie definiert sich Kirche auf Grundlage der Botschaft Jesu? Und das wiederum müsse heißen: "Es gibt keine Ausgrenzung der Frauen. Wie können wir die Kirche so gestalten, dass die Frauen auch richtig dazugehören und teilhaben?"
Es geht um eine gerechte Teilhabe, nicht darum, die Männer zu vertreiben. Barbara Kunz, Vorstand KDFB Diözese Rottenburg-Stuttgart
Kirche soll sich für Frauen öffnen
Am Konklave und damit der Wahl des neuen katholischen Oberhauptes dürfen keine Frauen teilnehmen. Der Wunsch des Katholischen Frauenbundes ist es, dass ein Wandlungsprozess stattfindet. Vom neuen Papst erwarten sie, dass der synodale Weg, den Franziskus einschlagen hatte, fortgeführt wird. "Es hat mir zum Beispiel gut gefallen, dass er auch Frauen in den Beratungsgremien einbezogen hat", so Barbara Kunz aus Friedrichshafen. "Ich wünsche mir, dass künftig weiterhin die Vielfalt der Meinungen - auch die von Frauen - einfließen kann und nicht nur die der Kardinäle, die in einer ganz eigenen Welt leben."
Tatsache sei, dass sich die Kirche für das ein oder andere öffnen müsse, auch für Frauen, bestätigt Kirchengemeinderat Joachim Gulde aus Bad Saulgau gegenüber dem SWR. "Das Zölibat würde ich auch ein bisschen aufweichen. Weil der ein oder andere Pfarrer darf durchaus auch mal wissen, wie es ist, wenn man etwa mit einer Partnerin zusammenlebt und nicht die ganze Zeit alleine lebt. Dass man da zum Beispiel auch mal streitet und danach wieder zusammenkommen muss." Deswegen sollte der neue Papst, so wie der alte, ruhig auch mal etwas wagen, so Gulde.
Wenn man nichts Neues eröffnet, kann sich auch nichts Neues bilden. Joachim Gulde, Kirchengemeinderat Bad Saulgau
Die Kirche werde sich nicht erhalten können, wenn man nur zurückschaue und versuche, das Alte zu bewahren, sagt Barbara Kunz. Im Katholischen Frauenbund seien viele moderne Frauen, die zu der Kirche stünden und ihr die Treue hielten, obwohl sie in vielen Dingen total enttäuscht und frustriert seien, so die KDFB-Vorständin. Ob der neue Papst daran etwas ändern kann, werde sich zeigen.
Sendung am Mi., 7.5.2025 10:30 Uhr, SWR4 BW Studio Friedrichshafen