Laut Oberschützenmeister Wolfgang Rost hat die Ulmer Schützengilde knapp 180 Mitgliederinnen und Mitglieder. Künftig will die Stadt Ulm sie nach Söflingen umsiedeln.

Baden-Württemberg In der Schusslinie der Landesgartenschau: Schützengilde in Ulm soll Gelände räumen

Stand: 07.05.2025 09:27 Uhr

Seit Jahrzehnten trainiert die Schützengilde in Ulm im Graben der Wilhelmsburg. Jetzt soll der Verein Platz machen für die Landesgartenschau in fünf Jahren und wehrt sich dagegen.

Von Justus Madaus

Der älteste Verein Ulms soll sein Trainingsgelände für eine Blumenwiese räumen. Es geht um die Schützengilde. Seit 60 Jahre schießen die Mitglieder schon im Graben der Wilhelmsburg. Doch damit soll bald Schluss sein. Die Stadt will den Burggraben für die geplante Landesgartenschau nutzen.

Die Schützengilde als "Pfropfen" auf den Wegen der Landesgartenschau

Bei der Landesgartenschau in fünf Jahren sollen historische Orte in der Stadt hervorgehoben werden. Diese Orte sollen über einen Weg miteinander verbunden werden, von der Wilhelmsburg bis zur Donau. Zwei Punkte, die verbunden werden sollen, sind die ehemalige Festung und das Blaubeurer Tor.

Im Festungsgraben an der Wilhelmsburg sitzt die Ulmer Schützengilde. Die Stadt will den Verein umsiedeln.

Im Festungsgraben an der Wilhelmsburg sitzt die Ulmer Schützengilde. Die Stadt will den Verein umsiedeln.

Genau dazwischen liegt der Burggraben. 2030 soll dort ein Fußweg hoch bis zur Burg verlaufen, gesäumt von Wildblumen. Das Vereinsgelände der Schützengilde ist da wortwörtlich im Weg. "Da führt eben dieser Pfropfen der Schützengilde, die in diesem Graben drin sitzt, zu großen Umwegen", so Baubürgermeister Tim von Winning.

Für die Landesgartenschau 2030 soll im Burggraben ein Weg durch eine bunte Blumenwiese führen.

Für die Landesgartenschau 2030 soll im Burggraben ein Weg durch eine bunte Blumenwiese führen.

Damit der Fußverkehr 2030 fließen kann, soll dieser "Pfropfen" beseitig werden. Für den Ulmer Baubürgermeister ist die Sache eindeutig: "Wir haben eine Kündigungsmöglichkeit und nach Ende der Kündigungsmöglichkeit muss die Schützengilde ihr Gebäude abbrechen."

Schützengilde fürchtet um Existenz

Ein herber Schlag für Wolfgang Rost, Oberschützenmeister des Vereins. "Wir sind kein Dackelklub, wir sind der älteste Verein in Ulm und jetzt bangen wir um unsere Existenz." Denn sollte die Schützengilde nach der Umsiedlung keine schießfähige Anlage mehr haben, würden Mitglieder abwandern, fürchtet Rost. Deshalb will er im Graben bleiben.

Aktuell schießt die Ulmer Schützengilde unterschiedliche Disziplinen auf einer Vielzahl von verschiedenen Bahnen. Künftig soll sich der Verein eine Anlage mit dem Kleinkaliber-Schützenverein in Söflingen teilen.

Aktuell schießt die Ulmer Schützengilde unterschiedliche Disziplinen auf einer Vielzahl von verschiedenen Bahnen. Künftig soll sich der Verein eine Anlage mit dem Kleinkaliber-Schützenverein in Söflingen teilen.

Immer wieder habe die Gilde auch Vorschläge gemacht, sich in die Landesgartenschau zu integrieren. "Wir haben zahlreiche Vorstöße unternommen diesen Standort hier als Attraktion, mit Vorführungen oder ähnlichem zu betreiben. Nichts davon wurde von der Stadt honoriert."

Wir haben eine Kündigungsmöglichkeit und nach Ende der Kündigungsmöglichkeit muss die Schützengilde ihr Gebäude abbrechen. Tim von Winning, Baubürgermeister in Ulm

Der Beschluss für die Umsiedlung ging bereits durch den Gemeinderat. Allerdings unter der Auflage, dass der Verein weiter existieren können muss.

Die Alternative der Stadt: Gilde zieht zum KKS Söflingen

Dafür wolle die Stadt auch sorgen, so der Baubürgermeister. "Uns war immer klar, dass wir den Umzug und die Entwicklung an einem neuen Standort mindestens unterstützen, wenn nicht gar übernehmen müssen."

Wir sind kein Dackelklub, wir sind der älteste Verein in Ulm und jetzt bangen wir um unsere Existenz. Wolfgang Rost, Schützengilde Ulm

Der Plan ist ein Umzug auf das Gelände des Kleinkaliber-Schützenvereins im Ulmer Stadtteil Söflingen. Samt Abriss und Neubau soll der Umzug maximal 2,5 Millionen Euro kosten. Das Söflinger Gelände bietet laut Stadt, wenn auch in die Jahre gekommen, genug Platz für beide Vereine.

Die Anlage des Kleinkaliber-Schützenvereins in Söflingen reicht nicht aus, um die Schützengilde aufzunehmen, hier muss umgebaut werden. Auch dem Söflinger Verein wäre ein Verbleib der Gilde im Burggraben lieber.

Die Anlage des Kleinkaliber-Schützenvereins in Söflingen reicht nicht aus, um die Schützengilde aufzunehmen. Hier muss umgebaut werden. Auch dem Söflinger Verein wäre ein Verbleib der Gilde im Burggraben lieber.

Wolfgang Rost sieht das anders. Er spricht von 180 Mitgliedern, die zu den 130 des Söflinger Vereins dazukommen würden. "Wir haben dann eine kleinere Anlage für mehr oder weniger doppelt so viele Leute." Zudem fehle dem Verein dort eine 100-Meter-Bahn. Die Stadt hält diese nicht für notwendig.

Laut Tim von Winning geht es jetzt darum, in die Zukunft zu blicken. Die Gilde hofft dagegen, dass ihre Vorschläge für einen Verbleib im Graben erneut geprüft werden. Auch, weil ein Umzug Steuergelder verschwende. Mit den geplanten 2,5 Millionen sei außerdem keine schießfähige Anlage möglich.

An der Tür der Schützengilde hängen Entwürfe, die zeigen sollen, wie die Schützengilde in die Landesgartenschau eingebunden werden könnte.

An der Tür der Schützengilde hängen Entwürfe, die zeigen sollen, wie die Schützengilde in die Landesgartenschau eingebunden werden könnte.

Keine Einigung in Sicht - Schützengilde will im Notfall klagen

Die Stadt setzt dem Verein die Pistole auf die Brust. Zum Ende des Jahres soll der Pachtvertrag gekündigt werden. Bei einer Kündigung sieht Wolfgang Rost nur noch einen Ausweg: "Sollte die Gilde in der Existenz bedroht werden, bin ich als Vorstand verpflichtet, hiergegen rechtliche Schritte zu ergreifen."

Sendung am Di., 6.5.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

Die Landesgartenschau 2030 in Ulm