
Baden-Württemberg Habemus Papam: Was die Papstwahl mit Konstanz und dem Konzil zu tun hat
Konklave beginnt: 133 Kardinäle stimmen darüber ab, wer der nächste Papst wird. Erst einmal in der Kirchengeschichte fand ein Konklave auf deutschem Boden statt: Beim Konzil in Konstanz 1417.
Ein bedeutendes Ereignis in der Kirchengeschichte markierte das Konstanzer Konzil von 1414 bis 1418. Während des Konzils fand auch ein Konklave statt. Innerhalb weniger Tage wählten die damaligen wahlberechtigten Kardinäle einen neuen Papst, so Tobias Engelsing, Konstanzer Historiker und Direktor der städtischen Museen. Die Wahl von Papst Martin V. beendete das "Große Abendländische Schisma".
Die gesamte christliche Welt blickte nach Konstanz
Das Konzil in Konstanz fand statt, weil die Kirche 1414 gespalten war. Drei Päpste beanspruchten damals, Oberhaupt der Kirche zu sein. Der deutsche König Sigismund wollte auf der Versammlung die Christen wieder vereinen. So reisten für das Konzil Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, aber auch weltliche Herrscher aus der gesamten christlichen Welt in die Stadt am Bodensee.
Der Ablauf des Konklaves in Konstanz
Auf dem Konzil wurden viele Themen diskutiert, bevor der neue Papst gewählt wurde. Im November 1417 schließlich versammelten sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Kardinäle im Konstanzer Kaufhaus am Hafen - heute Konzil genannt - und das Konklave begann. In 56 kleinen Kämmerchen hätten sie damals übernachtet, so Engelsing. Mit Brettern wurde das Haus verriegelt, die Essenszufuhr wurde streng kontrolliert. Keine Botschaft durfte in das Gebäude hinein oder hinaus, genau so wie bei Konklaven in der heutigen Zeit.
Ein berühmter Chronist der damaligen Zeit, Ulrich von Richental, hat ein Buch über das Konzil geschrieben, darin finden sich auch Einzelheiten über das Konklave.

Ein Bild aus der Richentalchronik zeigt, wie das Konklave mit streng geprüften Speisen versorgt wird
Nach dem Konklave: "Habemus Papam" - "Wir haben einen Papst"
Ist ein neuer Papst gewählt, erklingt der Ruf "Habemus Papam" - "Wir haben einen Papst". Verbrieft ist dieser Ruf seit 600 Jahren. Er erklang nämlich erstmals 1417 in Konstanz. Die Worte hatten damals einen gewissen Unterton: Wir haben einen einzigen Papst - nicht drei auf einmal. Denn die Wahl Martins V. beendete das seit 1378 andauernde sogenannte "Große Abendländische Schisma". Drei miteinander rivalisierende Vorgänger - Johannes XXIII., Gregor XII. und Benedikt XIII. - waren zuvor abgesetzt worden.
Werbung für die Stadt Konstanz durch das Konzil und Konklave
Das Konstanzer Konzil war eine große Veranstaltung, die in den Jahren 1414 bis 1418 zehntausende Menschen in die Stadt lockte. Damit konnte die Stadt schon damals Werbung machen - eine Art Stadtmarketing, so Tobias Engelsing. Die Richentalchronik wurde quasi zu Werbezwecken eingesetzt. Besucherinnen und Besucher von Konstanz wurden ins Rathaus geführt und mussten das dicke Buch anschauen.
Noch heute wirbt Konstanz mit dem Konzil. Das heutige Wahrzeichen der Stadt - die Imperia im Hafen von Konstanz - erinnert an die Ereignisse von damals.
Sendung am Mi., 7.5.2025 12:30 Uhr, SWR4 BW Studio Friedrichshafen