
Baden-Württemberg Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord wird 25 Jahre alt
Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist so etwas wie das nette Gesicht der Region. 114 Städte und Gemeinden haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam den Nordschwarzwald stärker zu machen.
Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist quasi die große Schwester des Nationalparks Schwarzwald. Und der liegt genau mittendrin im Naturpark. Aber während der Nationalpark nach dem Motto "eine Spur wilder" vor allem die von Menschen unberührte Natur im Fokus hat, geht es beim Naturpark um die Erhaltung und Förderung der von Menschen geschaffenen Kulturlandschaft drumherum.
Naturpark will typische Schwarzwälder Kulturlandschaft erhalten
So ein Naturpark ist nicht ganz einfach zu begreifen: 114 Städte und Gemeinden vertritt der Verein. Sieben Landkreise von Karlsruhe bis Rottweil sind ebenfalls Mitglied im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Im Gegensatz zum Nationalpark will der Naturpark gestaltend und fördernd eingreifen. Dazu gehören Naturschutzprojekte genauso wie die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft. Wichtig bei allen Projekten: Der Naturpark will die für den nördlichen und mittleren Schwarzwald typische Kulturlandschaft erhalten.

Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord will typische Kulturlandschaften erhalten
Naturpark hat über 10.000 Kilometer Wanderwege beschildert
Bei seiner Gründung im Jahr 2000 in Freudenstadt hatten die Akteure vor allem eine touristische Förderung des Schwarzwaldes im Kopf. Folgerichtig war einer der ersten und größten Aufgaben gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein die einheitliche Beschilderung der Wanderwege in der Region. Mittlerweile sind das über zehntausend Kilometer beschilderte Wanderwege und ein ausgewiesenes Mountainbike-Wegenetz mit noch einmal 5.500 Kilometern im Nordschwarzwald.

Verstecktes Trekking Camp im Nordschwarzwald aus der Vogelperspektive
Trekking Camps sind auch nach acht Jahren weiter ein Renner
In Sachen Tourismus geht es dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord vor allem um einen nachhaltigen Tourismus. Dazu passen die 2017 eröffneten Trekking Camps. Im nördlichen und mittleren Schwarzwald sind das inzwischen zehn mehr oder weniger geheime Camps im Wald, die für ihre Besucher nicht auf festen Wegen erreicht werden können. Die Idee ist, mitten im Wald und mitten in der Natur zu übernachten, auf kleinen Lichtungen mit nur wenigen Zeltplätzen, einer Feuerstelle und einer Naturtoilette. Alles, was Wanderer brauchen, müssen sie selbst mitbringen und hinterher auch wieder mitnehmen. Der Wald und die Natur sollen nicht unter den Trekkern leiden.
Die Trekking-Idee hat sich in den vergangenen acht Jahren vom Geheimtipp zum Publikumsmagnet entwickelt: Seit März können die Übernachtungen für jeweils 15 Euro beim Naturpark gebucht werden. Allein am ersten Tag in dieser Saison haben sich rund tausend Menschen für eine Wanderung mit Übernachtung im Nordschwarzwald angemeldet.
Wie die Ranger im kleineren Nationalpark, so gibt es im großen Naturpark außen herum die Naturpark-Guides. Sie bieten pro Jahr etwa 250 geführte Touren durch den nördlichen und den mittleren Schwarzwald an. Sie führen zu den Schätzen des Naturparks und machen Einheimische und Gäste gleichermaßen mit der Lebenswelt zwischen Wald, Wiese und Weide vertraut. Das Angebot reicht von der Kräuterwanderung über eine historische Spurensuche bis zum Spaziergang mit Pilzbestimmung.
Naturpark fördert Wildblumenwiesen
Zum schönen Gesicht des Schwarzwaldes gehören neben dem Wald die vielen Wiesen und Weiden: Hier kümmert sich der Naturpark Schwarzwald um die Wildblumenwiesen. So wurden in den vergangenen zehn Jahren über 38 Hektar Wildblumenwiesen mit heimischem Saatgut angelegt. Das Ganze nennt sich blühender Naturpark und muss natürlich Jahr für Jahr weiter gepflegt werden.
Naturschutz ist damit eine weitere Hauptaufgabe, der sich der Naturpark verschrieben hat. Der Verein will einem fortschreitenden Insektensterben entgegentreten. Um das Projekt nachhaltiger zu gestalten, bietet der Naturpark zusätzlich Online- und Praxis-Seminare zur Anlage von Wildblumenwiesen an und hat Mitmach-Fibeln für Kinder zum Thema Artenvielfalt herausgegeben.
Das, was uns stark macht, ist die einzigartige Kulturlandschaft und die Menschen, die sie erhalten. Christian Dusch, Landrat und Vorsitzender des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord
21 Naturpark-Märkte in diesem Jahr
Die Schaufenster der Region und des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord sind seine Naturpark-Märkte. In diesem Jahr sind es über das Jahr verteilt 21 Veranstaltungen von Kuppenheim bis Oberharmersbach. Die nächsten Naturpark-Märkte im Mai finden in Ottersweier am 18.5. und in Durlach am 25.5. statt. Diese Märkte bieten regionale Produkte und Kunsthandwerk feil. Touristen und Einheimische haben die Möglichkeit, mit den Erzeugern direkt ins Gespräch zu kommen.
Naturpark fördert Naturschutzprojekte im Schwarzwald
Ein wichtiges Ziel, das sich der Naturpark gesetzt hat, ist die Bewahrung der Kulturlandschaft. Spätestens hier kommt mit dem Klimawandel der praktische Umweltschutz hinzu. Deshalb unterstützt der Zusammenschluss der 114 Schwarzwälder Kommunen über einen Zeitraum von zwei Jahren 15 landwirtschaftliche Pilotbetriebe bei der Anlage von sogenannten Agroforstanlagen. Die Idee ist, landwirtschaftliche Flächen mithilfe von Gehölzstreifen widerstandsfähiger zum Beispiel gegen Hitze oder Trockenheit zu machen.
Eine der größten und komplexesten Agroforst-Systeme in Süddeutschland ist zum Beispiel auf dem Bioland-Hof Sonnenwald in Seewald im Landkreis Freudenstadt entstanden. Auf 16 Hektar Fläche haben Landwirte hier mehr als 30.000 Gehölze in unterschiedlichen Systemen auf Acker- und Grünlandflächen gepflanzt. Der Naturpark unterstützt die Projekte finanziell und bei der Planung und er organisiert Pflanzaktionen in den Betrieben.

Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord: Humus Projekt
Auch die sogenannten "Humus-Feldtage" sind ein Teil des Informations- und Bildungsangebots des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. Landwirte aus dem Schwarzwald sollen hier mit regenerativen und klimaschonenden Methoden der Boden-Bewirtschaftung vertraut gemacht werden. Auch bei dem Humus-Projekt geht es letztlich darum, den Folgen des Klimawandels erfolgreicher zu begegnen. Denn ein humusreicher Boden kann mehr CO2, aber auch ganz praktisch mehr Wasser speichern. Der Naturpark fördert deshalb landwirtschaftliche Betriebe, die sich beispielsweise mit der Anbauform "Direktsaat" beschäftigen. Der Naturpark bietet dazu Weiterbildungskurse für Landwirte, gemeinsam mit Experten aus der regenerativen Landwirtschaft.
Die Bilanz von 25 Jahren Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord wird am Abend bei einer Mitgliederversammlung in der Geschäftsstelle des Vereins im Haus des Gastes in Bühlertal vorgestellt. Vier wichtige Programmpunkte des Geburtstages sind im Jahresverlauf dann die Naturpark Jubiläums-Märkte. Sie finden in Loffenau im Landkreis Rastatt (1.6.), in Bad Teinach-Zavelstein im Landkreis Calw (6.7.), in Dornhan im Landkreis Rottweil (21.9.) und in Oberharmersbach im Ortenaukreis (19.10.) statt.
Sendung am Mo., 5.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg