Bei einer Bürgerversammlung informierte die Stadt Baden-Baden über die Finanzsizuation

Baden-Württemberg Dramatische Zahlen - Baden-Baden informiert Bürger über Finanzkrise

Stand: 06.05.2025 20:56 Uhr

In Baden-Baden hat die Stadt ihre Bürger über die schlechte Finanzsituation informiert. Im laufenden Jahr müssen 32 Millionen Euro an zusätzlichen Krediten aufgenommen werden.

Bürgerinnen und Bürger haben sich am Dienstagabend über die finanzielle Situation der Stadt informiert. Zur Veranstaltung in der Festhalle im Stadtteil Oos kamen 310 Menschen.

In einer Umfrage bei SWR Aktuell erzählen Bürgerinnen und Bürger, was sie über die schlechte Finanzlage in ihrer Stadt denken. Unser SWR-Reporter Teo Jägersberg schildert außerdem seine Eindrücke des Abends:

Baden-Baden informiert 300 Bürger über schlechte Finanzlage

Tief in die roten Zahlen: Der Weg von Baden-Baden in die Finanzkrise

Auf der Tagesordnung der Bürgerinformation standen aktuelle Informationen über die Finanzkrise. Zunächst nannten Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) und andere Vertreter der Stadt Einzelheiten und zeichneten dabei ein dramatisches Bild. Kämmerer Thomas Eibl hob die Wende im städtischen Haushalt in den vergangenen Jahren hervor.

Alle schauen auf uns. Was geschieht in Baden-Baden? Denn andere kommen hinterher. Dietmar Späth (parteilos), Oberbürgermeister von Baden-Baden
Oberbürgermeister Dietmar Späth eröffnete die Bürgerinformation in der Festhalle in Baden-Baden-Oos

Oberbürgermeister Dietmar Späth eröffnete die Bürgerinformation in der Festhalle in Baden-Baden-Oos

Dramatische Wende: Baden-Baden seit 2024 im Minus

Nach Angaben des Kämmerers rutschten die Baden-Badener Finanzen 2024 mit einem Fehlbetrag von über 40 Millionen Euro ins Minus. Für 2025 fehlen der Stadt nach seiner Schätzung voraussichtlich 50 Millionen Euro, um kommunale Aufgaben vollständig erfüllen zu können. Die finanzielle Situation von Baden-Baden hatte sich im ersten Quartal dieses Jahres deutlich zugespitzt.

Die Sozialausgaben sind buchstäblich explodiert in den letzten Jahren. Dietmar Späth (parteilos), Oberbürgermeister von Baden-Baden

Angesichts der Finanzkrise müsse man Investitionen in Bauprojekte der Stadt verschieben, betonte Baubürgermeister Alexander Wieland. Man werde trotzdem noch bauen, weil Projekte schon beauftragt seien. Aber alle weiteren Maßnahmen würden gestoppt.

310 Menschen kamen zur Bürgerversammlung nach Baden-Baden-Oos

310 Menschen kamen zur Bürgerversammlung nach Baden-Baden-Oos

Zahlreiche Fragen aus Bürgerschaft

Anschließend hatten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Meinungen zu äußern. Das wurde rege genutzt, um kritisch nachzufassen. Bedenken kamen unter anderem zur möglichen Erhöhung der Gewerbe- und Grundsteuer. Das mache den Großunternehmern nichts aus, aber den Kleinunternehmern, hieß es zum Beispiel in einer Wortmeldung. Auch die Häuslebauer würden getroffen. An das Thema müssen wir ran, auch wenn es wehtut, so Oberbürgermeister Späth.

Auch zu geplanten Projekten wie Neubau einer Feuerwache wurden kritische Fragen gestellt.

Ich bitte darum, Maßnahmen sorgfältig abzuwägen. Bürger bei der Einwohnerversammlung

Gemeinderat Baden-Baden stimmt Mehrverschuldung zu

Ende April hatte der Baden-Badener Gemeinderat der weiteren Verschuldung der Stadt zugestimmt. Die Gesamtschuldenlast liegt dann bei etwa 49 Millionen Euro. Nun muss noch das Regierungspräsidium Karlsruhe den Nachtragshaushalt genehmigen.

Um die finanzielle Situation in den Griff zu bekommen, will die Stadt unter anderem mit Sparmaßnahmen gegensteuern. Sämtliche Bauvorhaben im Hoch- und Tiefbau wie zum Beispiel Straßenbauprojekte werden zunächst gestoppt und erst nach erneuter Prüfung umgesetzt. Ein weiteres konkretes Sparziel ist der öffentliche Nahverkehr in Baden-Baden. Es wird über die Anpassung von Takten im ÖPNV nachgedacht.

Finanzkrise Baden-Baden Auslöser landesweiter Protestaktion

Seit Bekanntwerden der angespannten Haushaltslage in Baden-Baden wird die Kritik an der Landesregierung in ganz Baden-Württemberg lauter. Der Städtetagspräsident und Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) hatte Innenminister Thomas Strobl (CDU) in drastischen Worten Versagen vorgeworfen. Strobl konterte und warf Mentrup "Krawallrhetorik" vor.

Mehr als 50 Städte und Kommunen haben sich inzwischen zu einem Protestvideo zusammengetan. Sie kritisieren mangelnde finanzielle Unterstützung vom Land. Innenminister Strobl hat zeitnahe Gespräche der Regierung mit den Städten angekündigt und appellierte seinerseits an den Bund, die Kommunen finanziell schnell zu stützen.

Sendung am Di., 6.5.2025 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Karlsruhe

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