
Bundeswehr Rückkehr zur Wehrpflicht laut Pistorius möglich
Eine Reform des Wehrdienstes wird seit Langem diskutiert - bei bisherigen Plänen steht Freiwilligkeit im Fokus. Doch Verteidigungsminister Pistorius machte nun erneut deutlich: Reicht das nicht aus, sei auch eine Rückkehr zur Wehrpflicht denkbar.
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat erneut betont, dass er eine Rückkehr zur Wehrpflicht nicht ausschließt. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) sagte er, man setze mit dem neuen Wehrdienst zunächst auf Freiwilligkeit. Doch: "Wenn der Zeitpunkt kommen sollte, an dem wir mehr Kapazitäten zur Verfügung haben als freiwillige Meldungen, dann wird gegebenenfalls entschieden werden, dass wir verpflichtend einziehen."
Eine Reform des Wehrdienstes war in der letzten Legislaturperiode nicht mehr verabschiedet worden. Pistorius zeigte sich nun in der FAS zuversichtlich, dass die Reform mit der neuen Regierung schnell umgesetzt werde. Dem Minister zufolge arbeite die Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz zügig an einem neuen Wehrpflichtgesetz und er hoffe, dass es bereits im Januar 2026 in Kraft treten könne.
Nach den bisher bekannten Plänen sollen alle wehrfähigen Männer ab 18 Jahren verpflichtend erfasst werden. Sie müssen einen Fragebogen zu ihrer Dienstbereitschaft und -fähigkeit ausfüllen. Für Frauen ist die Teilnahme freiwillig. Geeignete Personen werden anschließend angeschrieben.
Rückkehr als eine Art Rückversicherung
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, bezeichnete das frühere Wehrdienst-Modell im Deutschlandfunk als eine Art Rückversicherung. Es könne rasch reaktiviert werden, falls die freiwillige Lösung nicht ausreiche und sich die sicherheitspolitische Lage weiter zuspitze. Breuer betonte, dass die Bundeswehr in den kommenden Jahren rund 100.000 zusätzliche Soldaten benötige, um ihren Verpflichtungen, insbesondere innerhalb der NATO, nachkommen zu können.
Auch die frühere Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), wies kürzlich daraufhin, dass der geplante Wehrdienst nicht ohne "eine Form von Pflicht" auskommen werde. "Wenn der Aufwuchs mit Freiwilligkeit gelingt, wäre das gut. Wenn nicht, braucht es eine Verpflichtung", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Derzeit könnten nur rund 5.000 Rekrutinnen und Rekruten aufgenommen werden. Ziel sei jedoch eine schrittweise Aufstockung auf 203.000 aktive Soldatinnen und Soldaten bis zum Jahr 2031 - zuzüglich der Reserve.