Menschen hinter einem Geländer vor Werbung für die russische Armee (Archiv)

Zahlen des Bundesinnenministeriums Wenige Hundert Russen haben Asyl erhalten

Stand: 14.05.2025 08:31 Uhr

Russen im wehrfähigen Alter haben nur geringe Chancen auf einen Schutzstatus in Deutschland. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine stellten sie etwa 6.300 Asylanträge - 350 wurden als Schutzsuchende anerkannt.

Deutschland hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine etwa 350 russischen Männern im wehrfähigen Alter Schutz gewährt. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, über die mehrere Medien berichteten.

Von Anfang 2022 bis April 2025 stellten demnach 6.374 russische Männer im Alter von 18 bis 45 Jahren einen Asylantrag in Deutschland. 349 von ihnen wurden als Flüchtling oder Asylberechtigter anerkannt. Sie erhielten sogenannten subsidiären Schutz oder fielen unter ein Abschiebungsverbot. Der Großteil der Asylanträge wurde abgelehnt oder erledigte sich laut den Angaben.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Clara Bünger kritisierte: "Gemessen an schätzungsweise Hunderttausenden, die Russland seither verlassen haben, um sich dem Kriegsdienst zu entziehen, ist das eine beschämend niedrige Zahl."

Ein ähnlicher Befund ging aus einer Anfrage der Linken vor zwei Jahren hervor. Damals waren von fast 2.500 Anträgen 55 positiv beantwortet worden.

"Recht auf Kriegsdienstverweigerung enorm unter Druck"

Das Versprechen des ehemaligen Kanzlers Olaf Scholz (SPD), jenen Menschen Schutz zu gewähren, die sich nicht an dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine beteiligen wollten, sei nicht einmal ansatzweise umgesetzt worden, so Linken-Politikerin Bünger. "Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung steht in Zeiten von Aufrüstung und Militarisierung enorm unter Druck, das zeigen auch Debatten über die Wiedereinführung einer Wehrpflicht hierzulande." Nach Ansicht der Linken müsste für Kriegsdienstverweigerer asylrechtlicher Schutz gelten.

Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine und ist angesichts hoher Verluste auf neue Soldaten angewiesen. Zweimal im Jahr beruft Russland jeweils mehr als 100.000 Männer zwischen 18 und 30 Jahren für den einjährigen Wehrdienst ein.

Zuletzt sollten 160.000 Männer eingezogen werden

Bei der jüngsten Einberufung hatte Kremlchef Wladimir Putin im März die Einziehung von 160.000 Männern angeordnet. Das ist die höchste Zahl an Wehrpflichtigen, seitdem der Kreml im Zuge der Armeereform seit 2012 verstärkt auf professionelle Vertrags- und Zeitsoldaten setzt. Offiziell nehmen Wehrpflichtige nicht am Krieg gegen die Ukraine teil, allerdings waren sie mehrfach in Kämpfe im russischen Grenzgebiet verwickelt.