Studenten tragen ihre Sachen aus dem Studentenwohnheim

Junge Erwachsene in den USA Zurück ins Hotel Mama

Stand: 07.09.2020 08:52 Uhr

Die Corona-Krise hat in den USA junge Erwachsene besonders getroffen. Viele sind deshalb wieder ins Elternhaus zurückgezogen. Quarantäne und Geldnot lassen sich im Hotel Mama besser aushalten.

Zack ist im Mai ausgezogen: 23 Jahre alt, Bachelor in Volkswirtschaft, Zeitvertrag bei der Weltbank ausgelaufen. Er wollte seinen Master an der Georgetown University machen, aber Vorlesungen sind nur noch online. Also standen eines Tages die Eltern vor der Tür, ein paar Kisten auf den Pickup-Truck und ab nach Hause in Pennsylvania. Wie Zack geht es vielen in den USA. Die teure Miete kann man sich sparen, online geht von überall.

Mehrheit lebt mit Elternteil zusammen

Daniel hatte gerade einen Job als Manager in einem Restaurant angenommen: "Das Restaurant wurde geschlossen, meine Eltern haben mich abgeholt, wir sind nach Hause nach Connecticut und bin nie zurück." Auch seine zwei Geschwister sind wieder daheim. Damit habe keiner gerechnet, sagt er in einem Fernsehinterview.

Mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen in den USA lebt wieder mit mindestens einem Elternteil. Genau 52 Prozent der 18 bis 29-Jährigen. So viele waren es seit der Großen Depression 1929 nicht mehr, sagt das Pew Research Center in einer Studie. Bei den 18- bis 24-Jährigen leben sogar über 70 Prozent wieder zu Hause. 

Krise trifft vor allem junge Leute

Die jungen Erwachsenen hat es besonders getroffen. Oft erst kurz im Job, oder gerade aus der Uni, hat die Pandemie die Pläne über den Haufen geworfen.

2,6 Millionen haben seit Februar die Sachen gepackt und sind nach Hause. So auch Tarika: "Ich lebe allein, und da unter Quarantäne zu müssen, wäre nicht leicht gewesen." Sie hat ihren Job noch, aber ist trotzdem nach Hause gezogen.

Trend seit den 1960er-Jahren

Manche Eltern fragen sich, wie sie die Kinder wieder loswerden: "Mom kocht das Essen und irgendeiner benutzt immer gerade meine Waschmaschine", berichtet eine Betroffene.

Seit 1960 wohnen in den USA Jahr für Jahr mehr junge Leute zu Hause. Die Zahl der Singles steigt, Wohnungen in den Städten sind extrem teuer, genauso wie Wohnheime an den Unis. Da ist Pendeln billiger. 

Jetzt läuft die Wirtschaft langsam wieder an, viele Unis versuchen es im Wintersemester mit normalen Vorlesungen. Aber vor allem Studierendenwohnheime bleiben geschlossen, andere trauen der Lage nicht, warten ab, bevor sie umziehen. Und nicht zuletzt kann es ja auch ganz bequem zu Hause sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete B5 aktuell am 07. September 2020 um 10:42 Uhr.