Kirsty Coventry
Porträt

Ex-Schwimmerin Coventry "Simbabwes Tochter" an der Spitze des IOC

Stand: 23.06.2025 15:48 Uhr

Schwimm-Olympiasiegerin Coventry hat offiziell die Nachfolge von IOC-Präsident Bach angetreten. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Verbands - und die erste Person aus Afrika. Ihre Karriere verlief ungewöhnlich.

Von Philip Raillon, ARD Johannesburg

Athen am 20. August 2004. Kirsty Coventry gelingt der vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere - im olympischen Schwimmbecken und im direkten Duell mit der deutschen Goldhoffnung Antje Buschschulte. Coventry setzt sich durch und holt Gold über 200 Meter Rücken.

Ein Meilenstein für die damals 20-jährige Frau aus Simbabwe. Nach Bronze und Silber in den Vortagen sorgt sie in der Schwimmwelt für eine große Überraschung.

Nach der Schule als Erstes in den Pool

Schon als Kind fing sie mit dem Schwimmen an. Geboren 1983 in Harare, Simbabwes Hauptstadt, brachten ihr Großvater und ihre Mutter ihr das Schwimmen bei - als sie zwei Jahre alt war. Sie habe viel Sport gemacht, aber nichts habe so viel Spaß gemacht wie Schwimmen, sagte sie im März, nachdem sie als erste Frau und erste Afrikanerin an die Spitze des IOC gewählt worden war: "Wenn ich von der Schule nach Hause kam, sprang ich immer als Erstes in den Pool."

Schon mit neun Jahren wollte sie zu den Olympischen Spielen und dort eine Medaille gewinnen. Am Ende hat es gleich mehrfach geklappt. Insgesamt gewann sie sieben Medaillen, darunter zweimal Gold.

Kein Hallenbad in Simbabwe

Dabei waren ihre Trainingsbedingungen wohl lange alles andere als goldverdächtig. Das IOC zeichnet ein Bild von Durchhaltevermögen und sportlichem Ehrgeiz. Die Sportinfrastruktur in Simbabwe soll prekär gewesen sein. Es habe kein Hallenbad gegeben. Coventry habe daher im Winter Hockey gespielt, statt zu schwimmen.

Bessere Bedingungen fand sie dann in den USA, wo sie an der Auburn-Universität im Bundesstaat Alabama einen Bachelor in Hotel- und Restaurantmanagement machte. Dafür hatte sie ein Stipendium.

Nach ihren Olympia-Erfolgen ging Coventry zurück in die afrikanische Heimat und gründete eine Schwimmakademie für Kinder. Kinder scheinen ihr wichtig zu sein. Ihre eigenen zwei Töchter geben ihr Kraft, sagte sie: "Sie bringen uns Segen und machen uns demütig." Mutter zu sein sei der schönste Job der Welt, eine große Ehre und ein großes Privileg.

Mugabe schenkte ihr Geld

Coventry galt lange selbst als "Simbabwes Tochter", wie die Nachrichtenseite The Conservation schreibt. Eine Tochter mit besonderer Rolle: Während die weiße Bevölkerung unter Ex-Präsident Robert Mugabe teils gewaltsam diskriminiert und vertrieben wurde, stand sie in Mugabes Gunst. Er schenkte ihr etwa 100.000 US-Dollar, übergeben in einem Koffer.

Aus der Ex-Sportlerin wurde 2018 dann die Sportministerin. Sie übernahm das Amt unter dem international isolierten Präsidenten Emmerson Mnangagwa. In ihrer Zeit als Ministerin setzte sie sich gegen Korruption und Missmanagement ein.

Umstrittene Bilanz als Sportministerin

Ihre Bilanz ist jedoch umstritten. Dass sie überhaupt in das Kabinett eintrat, sorgte ebenfalls für Kritik. Dazu sagte sie mal der BBC: Sie könne nur etwas ändern, wenn sie selbst mit am Tisch sitze.

Etwas ändern wolle sie in der Welt des Sports auch für Frauen, wie sie mehrfach betonte. Dabei folge sie weiblichen Vorbildern wie der US-amerikanischen Ruderin und heutigen IOC-Funktionärin Anita DeFrantz: "Ich war wirklich stolz, sie stolz zu machen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 23. Juni 2025 um 09:37 Uhr.