
Archipel im Indischen Ozean Briten geben Chagos-Inseln an Mauritius zurück
Sie waren ein Überbleibsel aus der britischen Kolonialzeit: Jetzt gibt Großbritannien die Chagos-Inseln im Indischen Ozean an Mauritius zurück. Ein Teil des Überseegebiets bleibt aber unter Kontrolle Londons.
Nach mehr als 200 Jahren gibt Großbritannien die Souveränität über eines seiner Überseegebiete, die Chagos-Inseln, ab. Premierminister Keir Starmer unterzeichnete das im eigenen Land umstrittene Abkommen, durch das Mauritius die Kontrolle über den Archipel im Indischen Ozean übernimmt.
Ausgenommen wird allerdings die Insel Diego Garcia, auf der ein gemeinsam mit den USA genutzter Militärstützpunkt liegt. Die strategische Position des Gebiets sei von größter Bedeutung für Großbritannien, sagte Starmer. Die Insel soll deswegen noch mindestens 99 Jahre unter britischer Kontrolle bleiben. Dafür zahlen die Briten rund 120 Millionen Euro pro Jahr.

Zentraler Knoten auch für die US-Luftwaffe
Großbritannien hatte sich nach jahrzehntelangem Streit bereit erklärt, die Chagos-Inseln zurückzugeben, wenn es weiterhin Zugang zu dem Militärstützpunkt erhalte. Er war während des Kalten Krieges von zentraler strategischer Bedeutung, in den vergangenen Jahren wurde er für US-Luftwaffeneinsätze in Afghanistan und im Irak genutzt.
Der Stützpunkt ist laut Starmer einer der wichtigsten Beiträge, die das Land in der Sicherheitspartnerschaft mit den USA mache. Dort befinden sich auch Einrichtungen, die den weltweiten Betrieb des Satellitennavigationssystems GPS unterstützen und die Überwachung von Objekten im Orbit ermöglichen.
Einwohner waren zwangsweise umgesiedelt worden
Mauritius war früher britische Kolonie und wurde gemeinsam mit den Chagos-Inseln verwaltet. Drei Jahre bevor die britischen Kolonialherren Mauritius 1968 in die Unabhängigkeit entließen, trennten sie die Chagos-Inseln administrativ ab und behielten sie unter ihrer Kontrolle.
Die bis zu 2.000 Einwohner der Inseln waren zwangsweise umgesiedelt worden und fordern teils ein Recht auf Rückkehr. Eine Frau, die dort geboren wurde und gegen die Übertragung an Mauritius klagt, verzögerte die Unterzeichnung kurzzeitig, indem sie eine einstweilige Verfügung erwirkte.
Internationale Institutionen unterstützen Rückgabe
Der Internationale Gerichtshof in Den Haag und auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen unterstützten den jahrzehntealten Anspruch von Mauritius auf die Inseln.
Konservative Politiker in Großbritannien kritisierten die Pläne dagegen als Ausverkauf strategischer britischer Interessen und warnten, man laufe Gefahr, das Gebiet chinesischem Einfluss zu überlassen.