Rauch steigt über der iranischen Stadt Teheran auf.

Eskalation in Nahost Angriffe auf Irans Machtapparat - Raketen auf Israel

Stand: 16.06.2025 09:12 Uhr

Israel nimmt zunehmend den iranischen Militär- und Machtapparat ins Visier. Der Iran reagiert mit Raketenangriffen auf israelische Städte. Die Zahl der Opfer steigt.

Israel hat seine Angriffe auf strategische Ziele im Iran die vierte Nacht in Folge fortgesetzt. Am Morgen meldete die Armee Attacken auf Standorte von Boden-Boden-Raketen im Iran sowie auf mehrere Kommandozentralen der Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden in Teheran. Es handelt sich dabei um die Auslandseinheit der Elitestreitmacht des Iran, deren offizielle Aufgabe es ist, im Ausland verdeckte Operationen auszuführen.

In den angegriffenen Kommandozentralen in der iranischen Hauptstadt seien Terroranschläge gegen den Staat Israel mithilfe der Verbündeten der iranischen Führung im Nahen Osten geplant worden, erklärte die israelische Armee. Von iranischer Seite gab es keine Bestätigung.

"Militärisch unterlegen", Nadja Armbrust, ARD Istanbul, zur Lage in Iran

tagesschau24, 16.06.2025 10:00 Uhr

Am Sonntagabend hatte Israel bereits Angriffe auf Dutzende Ziele im Westen des Iran gemeldet, wo Boden-Boden-Raketen stationiert sein sollen. Israel griff zudem den Flughafen der Stadt Maschhad im Nordosten des Iran an.

Geheimdienstchef getötet

Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim bestätigte den Tod des Chefs des Geheimdienstes der mächtigen Revolutionsgarden und seines Stellvertreters. Mohammed Kasemi und Hassan Mohaghegh seien bei den Angriffen auf Teheran getötet worden. Schon zuvor waren führende Militärs und Atomwissenschaftler gezielt von Israel getötet worden.

Medienberichten zufolge wurden in Teheran auch das Ölministerium, die Polizeidirektion sowie andere staatliche Einrichtungen angegriffen. Zuvor war bereits von Angriffen auf das Verteidigungsministerium, auf eine staatliche Atom-Forschungsorganisation und auf ein Öllager in der Millionenmetropole berichtet worden. Gemeldet wurden aus dem Iran aber auch israelische Angriffe auf Wohnviertel. 

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte einen Regimewechsel im Iran als mögliches Ergebnis der Angriffe, mit denen Israel eine "existenzielle Bedrohung" abwehre.

Acht Tote bei iranischen Angriffen

Umgekehrt griff der Iran in der Nacht auch erneut Israel an. Nach Angaben von israelischen Sanitätern wurden acht Menschen getötet und 92 verletzt. Damit sei die Zahl der seit Freitag bei Angriffen in Israel getöteten Menschen auf 23 gestiegen, Hunderte Personen wurden zudem verletzt.

Nach Angaben des Rettungsdienstes gab es im Großraum Tel Aviv insgesamt vier Raketeneinschläge. Der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, berichtete auf X von leichten Schäden am Gebäude der Zweigstelle der Botschaft. Verletzt worden sei niemand.

Inzwischen könne die Bevölkerung die Schutzräume wieder verlassen, teilte das Militär mit.

Katz: Iraner werden Preis zahlen

Verteidigungsminister Israel Katz drohte dem Iran erneut mit Vergeltung. "Der großmäulige Diktator aus Teheran ist zu einem feigen Mörder geworden, der gezielt auf die israelische Zivilbevölkerung schießt, um die israelische Armee von der Fortsetzung der Offensive abzuschrecken, die seine Fähigkeiten zum Einsturz bringt", schrieb er bei X. "Die Einwohner Teherans werden den Preis zahlen - und zwar bald."

Der iranische Präsident Massud Peseschkian rief unterdessen die Bevölkerung seines Landes zum Zusammenhalt auf. Jede Meinungsverschiedenheit und jedes Problem müssten hintangestellt werden, sagte er vor dem iranischen Parlament. "Wir müssen gegen die völkermörderische kriminelle Aggression mit Einheit und Zusammenhalt stark zusammenstehen."

Iran meldet Hinrichtung eines Spions

Der Iran ließ am Montagmorgen erneut einen mutmaßlichen israelischen Spion hinrichten, wie die die Nachrichtenagentur Misan berichtet. Der Mann soll für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet haben und sei gemäß islamischer Rechtsauffassung im Iran wegen "Kriegsführung gegen Gott" und "Korruption auf Erden" verurteilt worden. Er war bereits Ende 2023 festgenommen worden. Es ist die dritte Hinrichtung innerhalb weniger Monate nach Spionagevorwürfen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Angriffe seit Freitag

Israel hatte in der Nacht zum Freitag einen beispiellosen Großangriff auf den Iran gestartet, Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardiert und zahlreiche ranghohe Militärs getötet. Der Iran reagierte mit Vergeltungsangriffen und attackiert Israel seitdem mit Raketen und Drohnen. 

Israel will nach eigener Darstellung mit den Angriffen verhindern, dass der Iran eine Atombombe bauen kann. Die Führung in Teheran betont dagegen, dass das Atomprogramm zivilen Zwecken diene. Bei den Angriffen wurde nach israelischen Angaben unter anderem die Uran-Anreicherungsanlage Natans getroffen.

Trump fordert "Deal"

US-Präsident Donald Trump rief den Iran und Israel zu einer Einigung am Verhandlungstisch auf: "Der Iran und Israel sollten und werden einen Deal schließen", erklärte er. Ein Frieden zwischen den beiden Erzfeinden könne "bald" geschlossen werden. "Ich denke, es ist Zeit für einen Deal", bekräftigte Trump später vor seinem Abflug zum G7-Gipfel in Kanada. "Aber manchmal müssen sie es ausfechten, aber wir werden sehen, was passiert."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 16. Juni 2025 um 07:59 Uhr.