Lastwagen mit Hilfsgütern fahren am Grenzübergang Kerem Shalom auf der israelischen Seite des Grenzübergangs in den Gazastreifen.

Krieg in Gaza Internationaler Druck sorgt für Ende der Blockade

Stand: 19.05.2025 13:27 Uhr

Hardliner seiner Regierung haben Israels Premier Netanjahu für die Wiederaufnahme der Hilfslieferungen nach Gaza massiv kritisiert. Jetzt betont er: Internationale Verbündete hätten Druck gemacht. Die Angriffe gehen unterdessen weiter.

Die Wiederaufnahme der Gaza-Hilfslieferungen ist nach Angaben der israelischen Regierung auf den Druck ihrer Verbündeten zurückzuführen. Premierminister Benjamin Netanjahu sagte in einer Video-Erklärung, Israels größte Freunde hätten angesichts der Bilder des Hungers die weitere Unterstützung in Frage gestellt. Welche Staaten dies geäußert haben, sagte er nicht. Man dürfe die Bevölkerung nicht im Hunger versinken lassen, sowohl aus praktischen als auch aus diplomatischen Gründen, erklärte Netanjahu weiter.

Israels Premier scheint damit auf innenpolitische Kritik zu reagieren. In Teilen seines Kabinetts hatte die Entscheidung, nach monatelanger Blockade wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu lassen, für Empörung gesorgt. Netanjahu sprach von einem minimalen Umfang der Transporte. Einen genauen Zeitpunkt für die Wiederaufnahme nannte er weiterhin nicht. Nach Angaben der Vereinten Nationen warten an der Grenze 20 größtenteils mit Lebensmittel beladene Lastwagen darauf, in den Gazastreifen fahren zu können.

In dem Video ging Netanjahu auch auf die neue Bodenoffensive im Gazastreifen ein. Er kündigte an, die Kontrolle über alle Gebiete des Küstenstreifens übernehmen zu wollen. Erste Pläne waren Anfang Mai nach einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts bekannt geworden. Zunächst hatte es aber noch Zweifel gegeben, ob tatsächlich das gesamte Palästinensergebiet gemeint ist. Die Andeutung einer dauerhaften Besetzung rief international massive Kritik hervor.

Israels Armee ruft Anwohner aus Chan Yunis zur Flucht auf

Die Bodenoffensive wird begleitet von massiven Luftangriffen. In der vergangenen Nacht wurden Angriffe unter anderem auf Chan Yunis im Süden des Landes sowie Dschabalia im Norden gemeldet. Dabei wurden mindestens 20 Palästinenser getötet. Die israelische Armee rief die Bewohner des südlichen Gazastreifens zur sofortigen Evakuierung auf. Ein Sprecher kündigte in Chan Yunis und Umgebung einen "nie da gewesenen Angriff" gegen Terroristen an.

Zerstörte Häuser nach einem Angriff in Chan Junis, Gazastreifen.

Zerstörte Häuser nach einem Angriff in Chan Yunis.

Ziel der Offensive ist es laut israelischer Regierung, die Terrororganisation Hamas zu besiegen und die Freilassung der von islamistischen Extremisten festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Rechtsextreme Politiker streben aber auch eine Wiederbesiedlung des Gazastreifens an, aus dem Israel sich vor 20 Jahren zurückgezogen hat. 

Der Gazakrieg war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Nach israelischen Angaben waren damals etwa 1.200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 53.300 Menschen getötet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 19. Mai 2025 um 15:00 Uhr.