US-Präsident Trump steht während einer Militärparade in Washington auf einer Bühne
Reportage

Begleitet von Protesten Trump-Anhänger feiern Parade - und ihren Präsidenten

Stand: 15.06.2025 09:38 Uhr

In Washington veranstaltet US-Präsident Trump die größte Militärparade seit dem Ende des Golfkriegs - zufällig an seinem Geburtstag. Während die einen ihn begeistert feiern, stehen die anderen landesweit auf.

Edward Young und seine Freunde stehen etwa hundert Meter von der Tribüne mit den Ehrengästen entfernt und halten Ausschau nach dem US-Präsidenten. Edward - groß, weißer Bart, grüne MAGA-Mütze, die Jeansjacke mit Trump-Buttons übersät - ist glücklich. Es sei einfach ein perfekter Tag, sagt er. "Was für ein großartiges Geburtstagsgeschenk für ihn. Donald Trump ist der größte Präsident in der Geschichte dieses Landes."

Endlich sei die amerikanische Armee wieder so, wie sie sein müsse. Nach vier Jahren "Hölle": "Der illegitime Präsident Joe Biden hat versucht, unser Militär zu pervertieren, es in Sodom und Gomorrha zu verwandeln - mit Transsexualismus, Dragqueens und regenbogenfarbenen Patronen. Das ist einfach krank."

Jennifer und ihr Freund Michael sind extra aus New Jersey gekommen - über neun Stunden Fahrt, um bei der Militärparade dabei zu sein. "Das hat sich sehr schön ergeben. Jeder ist hier, um den Präsidenten und unser Land zu unterstützen. Ich empfinde es als Privileg, hier zu sein", sagt die junge Frau.

Und Michael ergänzt: "Das durfte ich einfach nicht verpassen, das wärmt wirklich mein Herz. Und an diejenigen, die sagen, das sei eine Show für Donald Trump, der Diktator sein will: Das ist Unsinn!" Es sei der 250. Geburtstag der amerikanischen Armee - "und so muss es gefeiert werden." Ein bisschen natürlich auch der 79. Geburtstag seines Präsidenten. Auf Michaels T-Shirt ist Trump mit dem Wort "Legende" abgebildet.

"No Kings"-Proteste im ganzen Land

Zwei Stunden zuvor: Vor den Zäunen, die das Weiße Haus weiträumig abschirmen, protestieren Menschen gegen die Militärparade. "No Kings" nennt sich die Bewegung, die im ganzen Land Hunderttausende zu Demonstrationen mobilisiert hat.

Dave ist Militär-Veteran, über sein Gesicht ziehen sich die rot-weißen Streifen der amerikanischen Flagge, angezogen ist er in eine Militäruniform aus der Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. "Wir haben damals gegen den englischen König gekämpft, jetzt kämpfen wir gegen einen amerikanischen Möchtegern-König. Das ist keine gesunde Militärparade, es geht nur darum, Trumps Ego zu dienen."

Für die Demonstrantinnen und Demonstranten ist die Militärparade ein Symbol dafür, dass die USA drohen, in ein autoritäres Regime abzugleiten. Um die Gefahr deutlich zu machen, trägt Niki ein Kostüm aus der dystopischen TV-Serie "The Handmaid’s Tale". Die Parade findet sie "kindisch". "Ich denke, es geht darum, ein kleines männliches Ego zu füttern. Und es sollte jeden Amerikaner irritieren, dass unsere Steuern für diese lächerliche Show ausgegeben werden." Während die Parade läuft, ist Niki längst wieder bei ihrer Familie in einem Vorort von Washington.

"Der Patriotismus ist zurückgekehrt"

Auch wenn Gewitterwolken über der Militärparade hängen: Edward spürt in der Menge einen neuen amerikanischen Aufbruch. "Was mir besonders gefällt: Der Patriotismus ist zurückgekehrt. Alle diese Leute sind stolz darauf, Amerikaner zu sein, und stolz auf unsere Streitkräfte." Und dann singen sie voll Inbrunst die amerikanische Nationalhymne.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 15. Juni 2025 um 09:11 Uhr.