Cyril Ramaphosa und Donald Trump

Ramaphosa bei Trump Konfrontation im Weißen Haus

Stand: 22.05.2025 06:27 Uhr

Erneut ist es bei einem Staatsbesuch im Weißen Haus zu einer Konfrontation gekommen. Anders als der ukrainische Präsident Selenskyj vor drei Monaten war Südafrikas Präsident Ramaphosa aber vorbereitet. 

Cyril Ramaphosa ist nach Washington gekommen, um über Investitionen zu sprechen, über die Zölle, den Rohstoffhandel und Südafrikas Tradition im Golf-Sport. Doch an diesen Themen zeigt US-Präsident Donald Trump an diesem Nachmittag ausnahmsweise kein Interesse. Stattdessen konfrontiert er seinen Gast im Weißen Haus vor versammelter Presse mit ausgedruckten Artikeln und einem Videofilm, die nach Darstellung Trumps einen Massenmord an der weißen Bevölkerung Südafrikas belegen sollen. 

Die Vorwürfe basieren auf einem Verschwörungsmythos, der in rechtsextremen Kreisen in den USA weit verbreitet ist: der sogenannte "weiße Genozid". Tatsächlich gibt es in Südafrika eine horrende Gewaltkriminalität, ihre meisten Opfer sind aber Schwarze.  

US-Präsident Trump wirft südafrikanischer Delegation bei USA-Besuch "Völkermord" an Weißen vor

Torben Börgers, ARD Washington, tagesthemen, 21.05.2025 22:15 Uhr

Ramaphosa bleibt gelassen

Die minutenlang angespannte Situation im Oval Office erinnert an den Eklat zwischen Trump und Wolodymyr Selenskyj vor knapp drei Monaten an selber Stelle. Doch anders als der Präsident der Ukraine ist Cyril Ramaphosa vorbereitet. Er bleibt ernst, aber gelassen, fragt höflich nach den Quellen der Vorwürfe und verweist auf die Vielfalt seines Landes und seiner Reisedelegation. 

"Auf seinem eigenen Mist kann das nicht gewachsen sein", Richard Klug, ARD Johannesburg, zur Attacke Trumps auf Ramaphosa

tagesschau24, 22.05.2025 10:00 Uhr

Expressverfahren für weiße Südafrikaner

Die Regierung Trump hatte vor einer Woche etwa 50 weiße Südafrikaner im Expressverfahren als Flüchtlinge anerkannt. Dagegen protestieren Flüchtlingsverbände und Sozialträger in den USA, wie etwa die anglikanische Episkopalkirche, die seit Jahrzehnten Flüchtlingshilfe im Auftrag der US-Regierung leistet. Deren Bischof Sean Rowe wirft Präsident Trump nun seinerseits vor, eine Politik entlang von Hautfarbe zu betreiben.  

Weiße Menschen würden bevorzugt, so Bischof Rowe im Interview mit der Nachrichtenagentur AP. Während Trump seit seinem Antritt praktisch gar keine Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten ins Land gelassen hat, hätten weiße Südafrikaner nun ein Schnellverfahren erhalten. 

Versuch, bei Wählerschaft zu punkten

Mit ihrer Inszenierung beim Pressetermin zum Staatsbesuch aus Südafrika versucht die US-Regierung, innenpolitisch zu punkten: bei einer konservativen Wählergruppe, die mehrheitlich weiß ist und sich durch die Einwanderungs- und Gesellschaftspolitik ihrer vorherigen Regierung benachteiligt fühlt.

Die Delegation um Ramaphosa bleibt anschließend für weitere Gespräche noch mehr als zwei Stunden im Weißen Haus. Wie die denn gelaufen seien, und ob Trump zugehört habe, rufen Reporter dem Gast aus Südafrika auf seinem Weg nach draußen noch zu.  

Danke, sehr gut, antwortet Ramaphosa, doch sein nächstes Wiedersehen mit Trump ist ungewiss. Zwar richtet Südafrika im November einen G20-Gipfel in Johannesburg aus, doch ob die USA daran teilnehmen werden, lässt die US-Regierung derzeit noch offen.