Der Schriftzug "Harvard University" ist an einer Glasscheibe zu sehen.

Reaktion der Bundesregierung Harvard-Beschluss ist "Einschränkung der Demokratie"

Stand: 23.05.2025 15:35 Uhr

Die US-Entscheidung zu ausländischen Harvard-Studierenden sorgt in Deutschland für scharfe Kritik. Die Bundesregierung wertet sie als "Einschränkungen der Demokratie". Auch Deutsche sind von dem drohenden Ausschluss betroffen.

Die Bundesregierung hat das rigorose Vorgehen der US-Regierung unter Präsident Donald Trump gegen die Universität Harvard scharf kritisiert. Nach der Streichung finanzieller Mittel wurde der Universität nun die Berechtigung entzogen, ausländische Studierende aufzunehmen.

"Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit sind Einschränkungen der Demokratie selbst", mahnte der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Sebastian Hille. Die Freiheit der Wissenschaft und internationaler Austausch seien entscheidende Grundlagen für den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt.

550 Studierende aus Deutschland in Harvard

Angaben des Auswärtigen Amtes zufolge trifft der Beschluss von Trumps Regierung auch deutsche Studentinnen und Studenten. Denn die Universität darf nicht nur keine neuen Studierenden aus dem Ausland aufnehmen, bereits eingeschriebene Studentinnen und Studenten müssen Harvard verlassen.

Laut des Deutschen Akademischen Austauschdienstes sind derzeit etwa 550 deutsche Studierende an der Universität eingeschrieben. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, es werde zügige Gespräche mit den USA geben. Dabei soll es um die Folgen für deutsche Studierende gehen. Es handele sich um eine dringende Angelegenheit. In den Gesprächen werde Deutschland die Erwartung zum Ausdruck bringen, dass die Belange und Interessen der betroffenen Studentinnen und Studenten angemessen berücksichtigt würden.

Bär sieht Deutschland und EU in der Verantwortung

Bundesforschungsministerin Dorothee Bär sprach von einer "hochdramatischen Situation" und einer "sehr, sehr schlechten Entscheidung". Am Rande eines Ministertreffens in Brüssel betonte die CSU-Politikerin: "Ich hoffe sehr, dass die US-Regierung diese Entscheidung auch wieder rückgängig machen wird, weil sie wirklich fatal ist."

Es bereite ihr große Sorge, "was in den Vereinigten Staaten momentan vor sich geht", hieß es von Bär weiter. Das Vorgehen gegen die Harvard Universität sei "kein positives Signal, weder für die junge Generation noch für die freie Welt". Daraus ergebe sich für Deutschland und die EU eine besondere Verantwortung. Sie müssten die Wissenschaftsfreiheit schützen, "weil es eben nicht garantiert ist, dass das überall der Fall ist".

Lauterbach: "Forschungspolitischer Suizid" der US-Regierung

Scharfe Kritik kommt auch vom ehemaligen Gesundheitsminister und SPD-Politiker Karl Lauterbach. Aus seiner Sicht begehe die US-Regierung "forschungspolitischen Suizid". Lauterbach hat selbst an der Harvard School of Public Health studiert und hält heute als Dozent Gastvorträge an der Universität.

Im Gespräch mit der Rheinischen Post mahnte er: "Wenn ausgerechnet die wichtigsten und leistungsstärksten Universitäten absichtlich geschwächt werden, legt man die Axt an bei einem der bedeutendsten Pfeiler für die amerikanische Wirtschaft." Unzählige Unternehmen in den USA profitierten von dem Wissen, das Harvard-Absolventen mitbrächten. Und, so betonte Lauterbach, viele der ausländischen Absolventen blieben anschließend in den USA.

Auch Lauterbach äußerte die Hoffnung, dass sich die Entscheidung von Trump noch abwenden lasse. "Aber selbst wenn das möglich ist, geht von der Attacke auf die freie Lehre und Forschung ein abschreckendes Signal aus", kritisierte er.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. Mai 2025 um 14:00 Uhr.