Internationale Razzia der Zollfahndung

Hat Autohändler in Bad Dürkheim im großen Stil mit Unfall-Autos betrogen?

Stand

Die Europäische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Autohändler aus Bad Dürkheim. Er soll zu einem internationalen Ring von Kriminellen gehören, der stark beschädigte Autos aus den USA aufgehübscht und verkauft haben soll.

Mitte April hatten Zollfahnder das Autohaus in Bad Dürkheim durchsucht und dort rund 50 Fahrzeuge beschlagnahmt. Die Zeitung "Die Rheinpfalz" hatte zuerst von den Durchsuchungen berichtet.

Das Autohaus der Betrügerbande
Das Autohaus ist nach der Durchsuchung mittlerweile geschlossen und leer.

Razzia in zehn Ländern

Die Europäische Staatsanwaltschaft bestätigte dem SWR, dass es bei der Durchsuchung in Bad Dürkheim eine Festnahme gab. Der Autohändler selbst wurde nach Angaben der Europäischen Staatsanwaltschaft im Ausland festgenommen und soll nun an Deutschland ausgeliefert werden. Die Razzia der Aktion "Nimmersatt" erstreckte sich auf zehn Länder, darunter Litauen, Bulgarien, Estland, Ungarn, Rumänien und Deutschland. Insgesamt zehn Tatverdächtige wurden festgenommen.

Das Autohaus der Betrügerbande
Eine Person wurde in Bad Dürkheim festgenommen.

Gegen 18 weitere Tatverdächtige werde ermittelt. Es handele sich um ein "riesiges kriminelles Netzwerk, das im Schmuggel schwer beschädigter Fahrzeuge aus den USA in die EU tätig ist und sie nach oberflächlicher Reparatur" an Kunden verkaufe, teilte die Europäische Staatsanwaltschaft in Luxemburg mit.

Unfallautobande
Eines der Schrottautos, das kosmetisch repariert werden sollte.

Bei den Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft geht es unter anderem um das Unterschlagen von Zöllen und Mehrwertsteuern beim Verkauf von Unfall-Autos aus den USA.

Bande verkauft 16.500 geschönte Unfallautos

Der Vorwurf: Die Schrott-Autos wurden über ein Netzwerk von Scheinfirmen mit gefälschten Rechnungen aus den USA und Kanada importiert. Dabei wurden die Autos am Zoll mit weit geringerem Wert angegeben. Sie kamen nach Litauen und wurden dort lediglich kosmetisch repariert und dann bei verschiedenen Autohändlern - alle wohl Teil der Bande - in verschiedene Länder verkauft. Dort wurden sie als unfallfrei oder professionell repariert angegeben, so die Ermittlungsbehörde.

Dabei sollen Einfuhrzölle und Mehrwertsteuer in Höhe von insgesamt rund 31 Millionen Euro hinterzogen worden sein. Allein aus Litauen seien seit 2020 mindestens 16.500 Fahrzeuge im Wert von 144 Millionen Euro verkauft worden.

Unfallautobande
Beschlagnahmte Luxusautos

Autohändler gefährden Sicherheit der Kunden

"Die Fahrzeuge stellen auch eine ernste Gefahr" für die Autokäufer dar, die Autos seien ein Sicherheitsrisiko, so die Staatsanwaltschaft. Bei den Reparaturen wurden zum Beispiel keine Airbags ersetzt oder andere schwerwiegende Mängel blieben unrepariert. An der Spitze der Bande stand ein Mann aus Litauen, aber auch in Russland gab es laut Staatsanwaltschaft führende Mitglieder der Bande.

Unfallautobande
Bargeld und Autos wurden beschlagnahmt.

Staatsanwaltschaft friert Konten ein

Mehrere Bankkonten, die der international agierenden Bande zugeordnet werden, wurden eingefroren. Insgesamt wurden 116 Fahrzeuge im Wert von 2,3 Millionen Euro beschlagnahmt - rund 50 davon in Bad Dürkheim - sowie eine halbe Million Euro in bar und Luxusartikel. Die Ermittler nahmen zehn Tatverdächtige fest, alle aus Litauen. Der Drahtzieher soll aus Russland stammen.

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SWR